„Die Zukunft fängt hier an“

Im April wurde die neue Produktionsmaschine für den Zuschnitt von Stoffen und Leder geliefert.
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Im April wurde die neue Produktionsmaschine für den Zuschnitt von Stoffen und Leder geliefert.

Dank der JTF-Strukturwandelmittel konnte sich das Unternehmen jetzt zukunftsfähig aufstellen. Durch die herausragende Leistung von Ralf Gründer und Frau Ines hat sich die ERIDES GmbH in den letzten 25 Jahren einen Namen im Bereich Objektmöbel in der Region gemacht. Im Sommer wird das der Anlass für eine Jubiläumsfeier mit Mitarbeitern und Wegbegleitern sein

Martin Gründer, Geschäftsführer ERIDES GmbH "Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig und auch unseren Kunden, die das Thema zumeist in ihrer gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt haben wollen."

Im Jahr 1999 begann für Ralf Gründer mit der Firmengründung ein persönlicher Traum. Als gelernter Schlosser, der nach der Wende eine weitere Ausbildung zum Ladenbauer erfolgreich abschloss, wagte er sich mit dem Verkauf und später der eigenen Produktion von Möbeln erfolgreich in ein ganz neues Gebiet. Der Schwerpunkt lag in anfänglichen Jahren auf Pflege- und Büroausstattung und hat sich in den letzten Jahren immer mehr in den Bereich der Fertigung von Hotel- und Gastronomieeinrichtungen verlagert. Zahlreiche Projekte zeugen von der Kreativität und Leistungsfähigkeit der Firma. Viele Hotels und Gaststätten in Brandenburg, aber auch überregional, wissen die Qualität und Leistungsfähigkeit von ERIDES zu schätzen. Als letzter Brandenburger Ausbildungsbetrieb sorgt die Firma auch für Nachwuchs im Polsterhandwerk. Vertrauensvoll hat Ralf Gründer das Familienunternehmen vor einigen Jahren in die Hände seines Sohnes gegeben.

„Zu einem Viertel im Jahr 2019, vollumfänglich dann zum 1. Januar 2022“, berichtet Martin Gründer.

Den Nachfolgeprozess hat die Familie mit dem Unternehmensberater Ulrich Lagemann in Vetschau intensiv geplant. Zweifel an dem Vorhaben gab es für den Sohn nicht, der zehn Mitarbeiter an seiner Seite hat. Beim Unternehmensbesuch wird die Zukunft von ERIDES im ländlichen Raum deutlich. Auf dem Betriebsgelände in Heinersbrück nordöstlich von Cottbus, wo sich die Firma 2015 neu niedergelassen hat, befinden sich Produktionshalle mit Näherei, Polsterei, Tischlerei und zwei Lagerhallen. Vor den Toren des mediterran gestalteten Firmengeländes werden Glasfaserleitungen verlegt und ein dynamischer Jungunternehmer führt stolz durch das lichtdurchflutete moderne Einrichtungsstudio.

„Die Zukunft fängt hier an!“

Mit festem Blick und klaren Worten schildert der 36-Jährige, der seine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel im Familienbetrieb absolviert hat und nach einer Zwischenstation bei der Cristalica GmbH in Groß Döbern wieder zurückgekehrt ist, seinen Zukunftsplan für ERIDES.

„Ohne die Erfahrung im Produktionsbetrieb von Lutz Stache wäre ich heute nicht in der Lage, meine Arbeit hier so auszuführen. Es war gut, dass ich zwischenzeitlich woanders war“, betont Martin Gründer.

Der Start als Nachfolger war für ihn in der Corona-Zeit nicht ganz einfach gewesen. Der Vater wollte sich etappenweise auf dem Tagesgeschäft zurückziehen, die Nachfolge musste formell geregelt und gegen bittere Umsatzverluste angekämpft und Mitarbeiter gesichert werden.

„45 Prozent Umsatzverlust im damaligen Kerngeschäft Hotel- und Gaststättenbereich und ausbleibende Projekte zwangen uns zum Handeln. So begannen wir damals unsere Produkte für unseren Online- Shop zu digitalisieren, um neue Kundenkreise aufzuschließen und uns zum digitalen Kompletteinrichterzu entwickeln.“

Heinersbrück sei schließlich nicht der Nabel der Kundenwelt. Gedruckte Kataloge sind passé. An die Stelle ist ein umfangreicher Online-Shop mit einem Gestaltungstool getreten. Sukzessive werden nun alle Produkte und Prozesse digitalisiert - auch dank der Strukturwandelmittel aus dem Just Transition Funds.

Programm kam zur rechten Zeit

„Wenn man einmal angefangen hat, muss man da auch weitermachen“, sagt Gründer.

Von daher kam das Programm für ihn zur rechten Zeit. Er war bei der Erstpräsentation von Wirtschaftsminister Dr. Jörg Steinbach und den Wirtschaftskammern im Frühjahr 2023 dabei, hatte sein Konzept in der Pipeline und gehörte zu den ersten Antragstellern. Im Visier: die Digitalisierung seiner Produkte sowie die Modernisierung seiner CNC-Technik. Dank der Fördermittel konnte er 100 Produkte digitalisieren, für 60 nahm er darüber hinaus selbst nochmal Geld in die Hand. 20 Prozent seiner Geschäfte werden bereits online gemacht, jeden Tag finden neue Kunden zu ihm. Hinzu kam eine moderne Produktionsmaschine für den Zuschnitt von Stoffen und Leder. Sie wurde erst kürzlich im April geliefert. Diese Investition lag bei 167.000 Euro und wurde mit 116.000 Euro bezuschusst. Mit ihr spart Martin Gründer Energiekosten und Folie ein.

"Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig und auch unseren Kunden, die das Thema zumeist in ihrer gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt haben wollen. Deshalb recyclen wir auch unsere Schaumflocken und fertigen daraus Kissen, haben Solaranlagen auf den Dächern und sind immer offen für Optimierungen, um Ressourcen zu sparen.“

Unkomplizierte Beantragung

Die Beantragung lief für den Betrieb unkompliziert, weil mit seiner Mutter, die noch das Controlling macht, personelle Ressourcen dafür zur Verfügung stehen.

„Für uns war das ein Arbeitsprozess von drei bis fünf Tagen zusammen mit dem Unternehmensberater“, sagt Martin Gründer.

Für kleinere Betriebe, die Erstantragsteller sind, könne das etwas herausfordernder sein, weil man erstmal viele Unterlagen zusammenstellen muss“, erklärt der Unternehmer.

Keine sieben Wochen nach der Antragstellung war der Förderbescheid jedenfalls da.

„Ich war und bin sehr glücklich darüber. Es ist schön, dass das EU-Geld für den Strukturwandel beim Mittelstand ankommt. Hier ist es wirklich gut angelegt!“, betont Martin Gründer.

Perspektive für Nachfolger gewünscht Ein Förderaspekt, der seiner Ansicht nach leider vernachlässigt wurde, ist die Förderung von Nachfolgen.

„Das ist doch ein durchaus bedeutsames Thema im Strukturwandel und würde jungen Nachfolgern Entlastung verschaffen“, sagt er. „Es wäre schon schön, wenn es dahingehend zukünftig eine Perspektive geben würde. Denn wenn du von dem Kredit, den du für den Kauf des Unternehmens aufnehmen musst, auch noch dich selbst bezahlen musst, ist das eine weitere finanzielle Belastung. Auch in Bestandsunternehmen weiß man nicht immer, ob das Geld gleichbleibend reinkommt. Eine anfängliche Unterstützung würde jungen Leuten Sicherheit geben und sie in ihren Ideen für die Übernahme stärken“, meint Martin Gründer.

 

Nachgefragt

Heinrich Weißhaupt ist Fördermittelberater bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg und bietet regelmäßig Sprechtage in der IHK an, auch zum JTF.

FORUM: Herr Weißhaupt, eine Aktualisierung der JTF-Richtlinie ist für den Sommer angekündigt. Für wann genau und können Sie einen Ausblick geben, was sich für antragstellende Unternehmen verändern wird?  HEINRICH WEISSHAUPT: Die aktualisierte Richtlinie soll zum 01.07.2024 in Kraft treten. Die wichtigste Änderung wird die Anhebung der Obergrenze für de-minimis-Beihilfen von EUR 200.000,00 auf EUR 300.000,00 sein. Damit wird eine Änderung der entsprechenden EU-Verordnung umgesetzt. Ansonsten bleibt die Richtlinie hinsichtlich der Fördermöglichkeiten und der Förderhöhen unverändert. FORUM: Wie ist die Förderung im Rückblick bislang von den Unternehmen angenommen worden? HEINRICH WEISSHAUPT: Die Förderung wird gut angenommen. Seit dem Start am 15.08.2023 sind bereits über 350 Anträge eingegangen, also durchschnittlich fast 40 Anträge pro Monat. Über 120 Unternehmen haben bereits eine Zusage erhalten. FORUM: Warum werden Nachfolgen beim JTF nicht berücksichtigt?  HEINRICH WEISSHAUPT: Die inhaltliche Ausgestaltung der Förderrichtlinien ist Sache des Richtliniengebers, in diesem Fall des Landes Brandenburg. Die Aufgabe der ILB ist es, diese inhaltlichen Vorgaben umzusetzen.

Der Artikel von Janine Mahler ist nachzulesen im E-Paper des Forum 06|2024

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