Mit Praxisprojekt zur Nutzung von künstlicher Intelligenz

Hannes Wanta und Toni Noack haben in der SIK Peitz GmbH im engen Austausch mit der Belegschaft eine erste Etappe zum Einsatz von künstlicher Intelligenz im Unternehmen zurückgelegt.
© Mario Behnke
Hannes Wanta und Toni Noack haben in der SIK Peitz GmbH im engen Austausch mit der Belegschaft eine erste Etappe zum Einsatz von künstlicher Intelligenz im Unternehmen zurückgelegt.

Wenn in der Abteilung Einkauf der SIK Peitz GmbH künftig interne Anfragen zum Stand einer erwarteten Lieferung eingehen, dann ist absehbar, dass diese ohne Telefonat mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter binnen weniger Minuten beantwortet werden. Ein Chatbot wird das Einkaufsteam bei Routineanfragen entlasten. Künstliche Intelligenz (KI) macht das möglich. Dabei war das Thema KI vor rund einem Jahr im Unternehmen noch ein unbeschriebenes Blatt. Dass daraus inzwischen ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte geworden ist, daran haben ein engagierter Student, eine für neue Entwicklungen aufgeschlossene Unternehmensleitung und das Mittelstand-Digital Zentrum Spreeland Anteil.

Es birgt enorme Potenziale, KI in Unternehmensprozesse zu integrieren, aber einen guten Aufschlag für das Thema hinzubekommen, ist auch herausfordernd.  Toni Noack, Projektleiter SIK Peitz GmbH

Immer mehr Unternehmen setzen auf KI

SIK Peitz, ein mittelständisches Unternehmen mit Hauptsitz im Landkreis Spree‑Neiße, sechs weiteren Niederlassungen und vielen parallel laufenden Baustellen gehört zu den führen den Anbietern von Industriedienstleistungen in Deutschland. Und es steckt selbst mitten im Wandel: Seine Kompetenz im Service für Kraftwerke überträgt das Unternehmen zunehmend auf weitere Industrien. In den Blick genommen werden dabei auch die Potenziale von KI‑Anwendungen. Damit setzt das Unternehmen auf eine Entwicklung, an der kaum ein Weg vorbeiführt. Nach einer Anfang 2024 veröffentlichten Studie der Deutschen Industrie‑ und Handelskammer hat sich der Anteil der Unternehmen, die künstliche Intelligenz oder Machine Learning bereits einsetzen oder dies innerhalb der nächsten drei Jahre planen, im Vorjahr signifikant erhöht auf 61 Prozentpunkte. In den Jahren zuvor stagnierte dieser Wert unter 40 Prozentpunkten. Beim Industriedienstleister aus Teichland kam der entscheidende Impuls für die Befassung mit KI durch eine Masterarbeit. Toni Noack, seit Oktober 2023 Projektleiter im Unternehmen, hat als Mitarbeiter der SIK Peitz ein Duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen in der Fachrichtung Digitalisierung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus‑Senftenberg absolviert. In seiner Abschlussarbeit befasste er sich mit dem Einsatz von KI.

„Es birgt enorme Potenziale, KI in Unternehmensprozesse zu integrieren“, ist Toni Noack überzeugt, „aber einen guten Aufschlag für das Thema hinzubekommen, ist auch herausfordernd.“

Vor Entlastung durch KI kommt die „Extrameile“

Hier kommt das Mittelstand‑Digital Zentrum Spreeland ins Spiel.

„Wir zeigen Möglichkeiten für den Einstieg in das Thema KI auf und helfen Unternehmen, eine geeignete Herangehensweise zu finden“, ordnet Svetlana Meissner, Expertin für Konversations‑KI im Zentrum ein. „Es ist sinnvoll, die KI‑Reise mit einem spannenden, kleinen Projekt zu starten, beispielsweise der Entwicklung einer App, die Texte zusammenfasst. So wird spielerisch Expertise aufgebaut“, rät sie. „Dieser Ansatz erweist sich als effektive Methode, um Schritt für Schritt Sicherheit im Umgang mit KI‑Tools zu gewinnen.“ 

Das Netzwerk Mittelstand‑Digital unterstützt dabei mit kostenfreien Workshops, Unternehmensgesprächen oder Praxisprojekten wie am Beispiel SIK Peitz. Als gute Entscheidung hat sich dort erwiesen, das unbeschriebene Blatt KI von Beginn an gemeinsam mit der Belegschaft zu füllen. So wurden zunächst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befragt.

„Wir wollten herausfinden, wie die Akzeptanz von KI überhaupt ist. Wenn man KI einführen möchte, geht es auch darum, wie hoch die Bereitschaft von Kolleginnen und Kollegen ist, für neue Entwicklungen, die Entlastung schaffen sollen, zunächst die eine oder andere Extrameile zu gehen“, schildert Toni Noack seine Herangehensweise.

Sich zusammensetzen und Lösungen finden, das kostet zusätzliche Zeit. Der Zuspruch in der SIK‑Belegschaft war überraschend groß, mehr als 90 Prozent der Antwortenden zeigten Interesse an KI‑Lösungen.

„Das fand ich wirklich beeindruckend“, so Noack.

Der Tisch war mit Ideen gut gedeckt. Im nächsten Schritt wurde eine Aufwand‑Nutzen‑Matrix aufgestellt.

Wir zeigen Möglichkeiten für den Einstieg in das Thema KI auf und helfen Unternehmen, eine geeignete Herangehensweise zu finden. Svetlana Meissner, Expertin für Konversations-KI am Mitelstand-Digitalzentrum Spreeland.

Der Projektleiter erklärt: „Wir haben geschaut, wie gravierend sind die von den Mitarbeitern angesprochenen Probleme, wie viel Zeit kann man einsparen und wie hoch ist der Aufwand, eine Lösung zu finden.“

Die Optimierung der internen Kommunikation mit dem Einkauf stellte sich als besonders geeignet heraus. Ein in aktuellen Microsoft‑Anwendungen bereits integrierter Chatbot wurde mit dem ERP‑System des Unternehmens verknüpft und die KI so angelernt, dass sie das Team im Einkauf von Routineanfragen entlastet. Die Mitteilung an den digitalen Assistenten kann frei formuliert werden, wie man es in einem Chat gewohnt ist. Verschiedene Techniken wie Natural Language Processing und Machine Learning kommen zum Einsatz, um Anfragen zu verstehen und zu beantworten.

„Die Implementierung dieses Chatbots lässt sich künftig auch auf andere Anwendungsgebiete ausdehnen“, so Svetlana Meissner.

Belegschaft gestaltet künftige Arbeit mit

„Wir machen das nicht, weil KI gerade in aller Munde ist, sondern weil wir die Mitarbeiter von stupiden, repetitiven Aufgaben, die wenig Spaß machen, entlasten wollen“, erläutert Hannes Wanta, als Leiter unter anderem für die IT verantwortlich, die Motivation des Unternehmens.

Man habe ein Kapitel aufgeschlagen, das der Belegschaft ermögliche, mitzugestalten, wie man künftig arbeiten wolle.

„Die Mitarbeiter erleben, dass wir uns mit den aktuellen Trends auseinandersetzen und ein modernes Unternehmen sind.“

Wie sehr das Thema KI binnen weniger Monate angekommen ist, zeigt, dass inzwischen aus den Abteilungen neue Anregungen und Anfragen zum KI‑Einsatz kommen, jüngst aus der Fertigung, die nach einer effizienten Methode sucht, den Verschnitt bei der Stückelung von Rohren zu minimieren, die handelsüblich in Standardlängen geliefert werden. Es scheint absehbar, dass das KI‑Buch im Unternehmen weitere Kapitel bekommen wird. 

Der Artikel von Mario Behnke ist nachzulesen im E-Paper des Forum 06|2024 

Weitere Informationen zum Netzwerk:

Das Netzwerk Mittelstand-Digital bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermöglicht die kostenfreie Nutzung und stellt finanzielle Zuschüsse bereit, um die digitale Transformation der gesamten mittelständischen Wirtschaft in Deutschland nachhaltig weiter voranzutreiben.

Mehr dazu finden Sie unter: www.digitalzentrum-spreeland.de

 

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Geschäftsbereich: Innovation und Nachhaltigkeit
Drittmittelprojekt: Mittelstand-Digital Zentrum Spreeland
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