Energie und Klimaschutz
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Dank der ungewöhnlich milden Witterung, des deutlich reduzierten Gasverbrauchs sowie der hohen Gasspeicherfüllstände ist seit Dezember letzten Jahres eine Tendenz zu sinkenden Gas- und Strompreisen im Großhandel zu beobachten. Zuvor hatte es rasante Preisanstiege an den Energiebörsen gegeben, wodurch beispielsweise die Kosten für eine Megawattstunde Erdgas auf ein nie dagewesenes Allzeithoch gestiegen waren. Obwohl sich die Energiemärkte seit Anfang dieses Jahres entspannen, bewegen sich die Kosten für Gas, Strom und Kraftstoffe weiterhin auf hohem Niveau, was Unternehmen in der Metropolregion Berlin-Brandenburg stark belastet. Die Betroffenheit der Unternehmen hängt insbesondere davon ab, ob die Unternehmen ihre gestiegenen Kosten für Gas, Strom und Kraftstoffe weitergeben können und welche Potenziale zum Energie sparen vorhanden sind bzw. gehoben werden können. Dies geht aus der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Berlin-Brandenburg für die Metropolregion zu Jahresbeginn 2023 hervor.
Quelle: LAG IHKs Berlin-Brandenburg
Mit steigenden Energiepreisen und zunehmendem Kostendruck schrumpft der betriebswirtschaftliche Handlungsraum für die Unternehmen. Vier Prozent müssen nach eigenen Angaben ihre Produktion einstellen oder sogar vollständig schließen. Mehr als jedes zehnte Unternehmen ist gezwungen, seine Produktion oder seine Angebote zu verringern. Im Gastgewerbe reduziert gar jedes fünfte Unternehmen seine Angebote. Auch sinken die finanziellen Möglichkeiten für Investitionen – 30 Prozent müssen diese zurückstellen. Mit 70 Prozent muss ein großer Teil der Unternehmen in Berlin-Brandenburg in den kommenden Monaten die Verkaufspreise erhöhen, um die hohen Belastungen durch gestiegene Energiekosten stemmen zu können. Die Dienstleister wollen mit einem Anteil von 60 Prozent und die Händler mit 65 Prozent die gestiegenen Kosten weniger oft weitergeben als Unternehmen aus dem Gastgewerbe (86 Prozent), der Industrie (83 Prozent) oder der Baubranche (81 Prozent).
Um den Kostendruck zu mindern, investieren knapp 40 Prozent der Unternehmen in Energieeffizienzmaßnahmen. Doch wollen die Unternehmen in Energieeffizienzmaßnahmen investieren, haben sie mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: Die mangelnde Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistern wird von fast der Hälfte beklagt und jedem vierten Unternehmen fehlen die finanziellen Mittel. Mehr als jedes Dritte Unternehmen berichtet von bürokratischen Hürden, 41 Prozent betrachten die technische Umsetzbarkeit als Herausforderung. Auch die Möglichkeit, Energie zu sparen und den Verbrauch zu reduzieren, wird von mehr als zwei Drittel der Unternehmen angegangen. Ein weiterer Teil, knapp jedes fünfte Unternehmen, gibt an, dass sie auf alternative Energieträger auszuweichen planen oder dies bereits konnten.
Viele Unternehmen haben aufgrund der seit Jahren in Deutschland vergleichsweise hohen Strompreise bereits einfache Maßnahmen umgesetzt. Klar ist: Für die Unternehmerinnen und Unternehmer ist Klimaschutz und Energieeffizienz bereits integraler Bestandteil ihres Wirtschaftens, da sie dadurch nicht nur ihre Kosten senken, sondern ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und gleichzeitig einen zentralen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.
Die Strom-, Gas- und Wärmepreisbremsen, welche im Dezember vergangenen Jahres von der Bundesregierung beschlossen wurden, sind am 1. März 2023 in Kraft getreten und werden rückwirkend für Januar und Februar ausgezahlt. Angesichts der komplizierten Regelungen – insbesondere für größere Unternehmen – und der nur schwer prognostizierbaren Preisentwicklung auf den Energiemärkten, haben viele Betriebe Schwierigkeiten, die Auswirkungen der Energiepreisbremsen auf ihre Geschäftslage abzuschätzen. In der aktuellen Konjunkturbefragung äußerten sich Berliner Unternehmen wie folgt: Nur knapp jedes zehnte Unternehmen (Strompreisbremse: 9 Prozent; Gas- und Wärmepreisbremse: 10 Prozent) sieht in den Energiepreisbremsen eine kurzfristig stabilisierende Wirkung für die Geschäftslage des Unternehmens. Ungefähr ein Viertel der Unternehmen (Strompreisbremse: 24 Prozent; Gas- und Wärmepreisbremse: 28 Prozent) erkennt für sich keine solche Wirkung, während mehr als die Hälfte der Unternehmen noch keine Aussage zur Wirksamkeit treffen können (Strompreisbremse: 54 Prozent; Gas- und Wärmepreisbremse: 51 Prozent).
Die Energiekosten haben die Wirtschaft in der Metropolregion Berlin-Brandenburg bereits vor der Energiekrise stark belastet. Obwohl die Energiepreise jüngst gesunken sind, gefährdet das Preisniveau immer noch die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich. Die Verteuerungen treffen die Betriebe stärker als ihre internationalen Wettbewerber: Trotz der Gas-, Wärme- und Strompreisbremsen liegen die Energiekosten für energieintensive Prozesse und Dienstleistungen immer noch deutlich über dem Niveau in Frankreich oder den USA. Es gibt jedoch Maßnahmen, um diesen Herausforderungen zu begegnen, wie beispielsweise Entlastungsregelungen bei den Energiekosten und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für grüne Direktverträge – etwa mit schnelleren Abschreibungen oder durch eine direkte steuerliche Förderung für Anlagen mit langfristigen Stromlieferverträgen (PPA). Eine aktive Politik zur Unterstützung der Wirtschaft bei der Bewältigung der gestiegenen Energiekosten und zur Förderung von Innovationen und Technologien im Bereich erneuerbarer Energien ist daher dringend erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Standortqualität der Metropolregion Berlin-Brandenburg und Deutschlands zu erhöhen.
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