Leidenschaft ist stärker als Bürokratie

Gerd Schulisch, Geschäftsführer der G.S. Transporte GmbH, ist begeistert von Max’ Arbeit
© IHK Cottbus
Gerd Schulisch, Geschäftsführer der G.S. Transporte GmbH, ist begeistert von Max’ Arbeit

 Das Erfolgsrezept des 16-Jährigen: „Einfach machen, was man liebt!“ Dass er gründen wollte, stand für Max Pfeufer schon früh fest. „Als ich mir mit 14 meine erste Kamera gekauft habe, wusste ich, dass ich mal mein eigenes Unternehmen haben möchte.“ Heute, nur zwei Jahre später, ist Max Pfeufer der jüngste Gründer in Dahme-Spreewald. Als Videograf dreht er Musikvideos, begleitet Hochzeiten mit seiner Kamera und produziert Filme für Unternehmen. Sein Musikvideo „Sweet Love“, das auf der Plattform „Youtube“ schon mehr als 2.000 Klicks hat, gefiel auch Gerd Schulisch. Der Geschäftsführer der G.S. Transporte GmbH in Luckau war begeistert und engagierte den 16-jährigen Jungunternehmer dafür, einen Imagefilm für sein Unternehmen zu drehen. „Auch die Werbefilme, die Max für verschiedene Events produziert hatte, haben mir gefallen.“

 

Tagesgeschäft läuft trotz Dreharbeiten

Das Speditions- und Logistik-Unternehmen aus dem Spreewald ist national und international unterwegs. Die Bilder des Teufels auf den 40-Tonnern sind ein Hingucker und das Markenzeichen der Firma. „Zum 20. Firmenjubiläum gab es schon mal einen Film, aber eher für interne Zwecke“, erzählt Gerd Schulisch. Von dem Imagefilm von „MP Productions“ erhofft er sich mehr Präsenz – bei neuen Kunden und potenziellen Mitarbeitern. „Ein Film kann am besten zeigen, was wir machen und wie wir es machen“, ist Schulisch überzeugt. Nachwuchsunternehmer zu unterstützen ist dem erfahrenen Geschäftsmann wichtig.

„Dabei geht es meiner Meinung nach nicht nur um finanzielle Förderung“, so der Unternehmer. „Viel wichtiger ist es, die Jugend in ihrer Entscheidung zu bestärken und die Angst vor Papierflut und Verwaltungsaufwand zu nehmen. Der deutsche Verwaltungsapparat schreckt viele ab.“ Nach dem gemeinsamen Drehtag ist Gerd Schulisch voll des Lobes: „Die Zusammenarbeit mit Max ist sehr unkompliziert, unaufgeregt und professionell.“ Besonders gefallen hat dem Unternehmer, dass das Tagesgeschäft trotz Dreh nicht unterbrochen werden musste.

 

Mit Gründercoaching und viel Ausprobieren zum Erfolg

Alles Handwerkliche für sein Unternehmen, hat der Teenager sich selbst beigebracht.

 

„Ich habe Online-Kurse belegt und viele Gespräche mit bekannten Fotografen und Videografen geführt“, berichtet Max Pfeufer.

Da sein Vater auch mal selbstständig war, war ihm das Konzept des Unternehmertums nicht vollkommen unbekannt. Worauf man beim Gründen achten muss, wie man einen Businessplan schreibt und welche Unternehmensform die Beste ist, hat er dann im einwöchigen 

Max Pfeufer, FOTO: IHK COTTBUS
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kostenlosen Gründercoaching der Wirtschaftsförderung Brandenburg gelernt. Die größte Herausforderung für ihn war es, seine Online-Präsenz auf den aktuellsten Stand zu bringen. 

„Das ist mega wichtig heutzutage“, so der Jungunternehmer. Also hat er sich beigebracht, wie man eine Homepage programmiert und worauf es bei den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen ankommt. „Lassen Sie uns gemeinsam die Magie des Films entfachen und unvergessliche Geschichten schaffen“, steht nun auf seiner Firmen-Homepage (www.max-films.de). Mittlerweile ist Max Pfeufer branchenübergreifend gut vernetzt. Nur in seinem Alter hat er noch keinen Gründer kennengelernt.

Trotz großer Aufträge wie für die G.S. Transporte GmbH sieht der 16-Jährige sein Unternehmertum momentan eher als Hobby. Hauptberuflich ist er Schüler. Dass er mit seiner Leidenschaft sein Taschengeld ordentlich aufbessern kann, sei natürlich ein schöner Nebeneffekt. Nach dem Abitur will Max Pfeufer an die Filmhochschule und später Kinofilme produzieren. 

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Foto: IHK COTTBUS

Schule soll Gründer-Spirit fördern

Auch in Brandenburgs Schulen steht Unternehmertum auf dem Lehrplan und ist in der entsprechenden Verwaltungsvorschrift ausführlich beschrieben. So bekommen Schüler und Schülerinnen im Rahmen eines drei-wöchigen Betriebspraktikums einen ersten Einblick ins Berufsleben. Die Teilnahme an Berufsinformationsmessen ist meist verpflichtend. In einigen Schulen gibt es Projekte, die Lust auf Unternehmertum machen sollen oder sogar Schülerfirmen, in denen sich Schüler und Schülerinnen unter Begleitung einer speziell geschulten Lehrkraft als Nachwuchsunternehmer ausprobieren können.

 

Die Servicestelle Schülerfirmen (www.kobranet.de) begleitet, qualifiziert und vernetzt Schülerfirmen im Land Brandenburg. Aktuell gibt es circa 150 solcher Wirtschaftssimulationen mit praktischem Nutzen. Die Schüler reparieren Computer, restaurieren alte Traktoren, organisieren den Pausenimbiss, verkaufen Selbstgenähtes, betreiben ein Schüler-Reisebüro oder senken den Stromverbrauch im Klassenzimmer.


Norbert Bothe, Bereichsleiter der Servicestelle Schülerfirmen, sieht in der Projektarbeit großes Potential für die brandenburgische Wirtschaft: „Schülerfirmen können junge Menschen bei der Gestaltung ihres beruflichen Weges Orientierung geben. Sie zeigen, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und ermöglichen es, fachliche und überfachliche Kompetenzen für das spätere Berufsleben zu entwickeln.“

Viele ehemalige Aktive sind später als Unternehmer erfolgreich. Auch regionale Betriebe profitieren von der Projektarbeit: Oft kooperieren Schülerfirmen mit Unternehmen vor Ort. So bekommen die Unternehmer frühzeitig die Möglichkeit hoch motivierte Nachwuchskräfte kennenzulernen.

 

Zwei Drittel aller Schüler wünschen sich mehr Berufsorientierung

Landesschülersprecher Stefan Tarnow bedauert, dass dieses Angebot zur Berufsorientierung nicht flächendeckend umgesetzt wird.

„Aktuell gibt es nur an einem Viertel der weiterführenden Schulen in Brandenburg Schülerfirmen“, so der Schülervertreter im Interview mit FORUM.

Dass diese Möglichkeit von zu wenigen Schülern und Schülerinnen genutzt werden kann, bestätigen auch die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Dabei sagten mehr als zwei Drittel (67%) der 1.075 befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Deutschland, dass sie sich von der Schule eher schlecht auf die berufliche Zukunft vorbereitet fühlen. Der Schule sei es demnach nicht gelungen, die relevanten Kenntnisse und Fähigkeiten für das Berufsleben zu vermitteln.

Auch Max Pfeufer hat weder die Inspiration noch das Wissen für seine Unternehmensgründung aus der Schule. An seinem Gymnasium gab es bisher keine Angebote, die unternehmerisches Handeln fördern. „Um in Schulen die unternehmerische Ader ausleben zu können, sollte man auf jeden Fall mehr Perspektiven schaffen“, so der Jungunternehmer. „Die meisten Schüler wissen gar nicht, was sie nach der Schule machen möchten.“ Obwohl sein eigener Traumberuf schon lange feststeht, hält er mehr und längere Praktika für einen guten Weg zu mehr Orientierung. Dass in der Schule mehr Berufe vorgestellt werden, würde seiner Meinung nach bei der Berufsorientierung ebenfalls nicht schaden.

Sein Tipp an alle Schüler: „Überlegt, was euch wirklich Spaß macht, statt zu tun, was andere sagen. Wenn man in Leben macht, was man liebt und worauf man wirklich Bock hat, dann wird es schon funktionieren!“

Unternehmertum in Schule

„Schule mit Unternehmergeist“: Ziel der Initiative (kobranet.de) ist es, Schülern Spaß am unternehmerischen Handeln zu vermitteln. Dafür werden Lehrkräfte weitergebildet und unterstützt. In Projekten, wie etwa Schülerfirmen, können Schüler unternehmerisch tätig werden, eigene Stärken erforschen und neue Berufe kennenlernen. Neben der beruflichen Orientierung soll die ökonomische Bildung gefördert werden.

Programm „IW Junior“: Die IW JUNIOR gGbmH, ein gemeinnütziges Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft, möchte seit 1994 mehr Unternehmertum in Schulen bringen. JUNIOR wird vom brandenburgischen Kultusministerium als schulische Maßnahme und die Informationsveranstaltung als Lehrerfortbildung anerkannt. Erbrachte Schüler-Leistungen (z.B. innerhalb einer Schülerfirma) können in der Oberstufe als Prüfungsleistung einbezogen werden (iwjunior.de).  

Zukunftstag Brandenburg: Seit 2003 findet der Projekttag des Ministeriums für Bildung des Landes Brandenburg statt. Schüler und Schülerinnen ab Jahrgangsstufe 7 haben die Möglichkeit in Unternehmen oder digital Berufe auszuprobieren. Interessierte Unternehmen können auf der Aktionslandkarte des Zukunftstages Plätze anbieten (zukunftstagbrandenburg.de).   

Praktikumswoche „5 Tage – 5 Berufe – 5 Unternehmen" in den Sommerferien im Kammerbezirk der IHK Cottbus. Anmeldung demnächst unter www.praktikumswoche.de

Autorin: Anne Besser

Ansprechpartner

Antje Finke
Regionalcenter Dahme-Spreewald
Geschäftsbereich: Aus-/Weiterbildung und Fachkräftesicherung
Berufsorientierung
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